Rhea erblickte an einem stürmischen Herbsttag auf dem Hof ihrer Eltern in Süderstade das Licht der Welt.
Ihr Vater, Joran, war ein alteingesessener Bauer, dessen Land nahe des Flusses lag. Das kleine Stück Land, das seit Generationen von ihrer Familie gepachtet und bewirtschaftet wurde, war viel zu lehmig, um den sonst weit verbreiteten Apfelbäumen Nahrung bieten zu können, und so hatte ihr Ur-Grossvater aus der Not eine Tugend gemacht. Er hatte Weiden angepflanzt – und begonnen, Körbe für die Apfelernte zu flechten.
Sprach man von der Familie einst als "Korbflechter", wurden sie bald als "Weidflecht" bekannt, da ihr Grossvater neben Körben auch Wiegen, Stühle und andere Möbel zu flechten begann, aber auch Reusen für den Fischfang, Vogelkäfige, Puppen und anderes Spielzeug. Joran führte Hof und Handwerk seines Vaters weiter und Rheas Mutter, Dana, eine Weberin in den Diensten der Schneider des Hügellandes, setzte ihre Fähigkeiten im Umgang mit Stoffen so kreativ in die Flechtarbeiten ihres Mannes um, dass die beiden sich letztlich einen eigenen, kleinen Erwerbszweig aufbauen konnten, mit dem Ziel, den "Weidflecht-Hof" und das Land irgendwann von Bauer Getz abkaufen zu können. Ihr Leben war einfach und sie waren zufrieden, doch da ihnen kein Sohn als Erbe geschenkt wurde, wollten sie ihren beiden Töchtern ein "besseres" Leben ermöglichen. Für eine angemessene Schulbildung reichte es zumindest bisher.
Für Kalinora, Rheas ältere Schwester, hatten die Eltern grosse Hoffnungen, als eine durchreisende Priesterin ihr Potential entdeckte und sie aus der Web-Stube ihrer Mutter hinaus mit sich nach Sturmwind nahm, wo ihr der Orden auch eine Ausbildung als Schneiderin anerbot. Wie wenig glücklich Kalinora als Novizin war, vertraute sie nur ihrer Schwester und ihrem Tagebuch an, und selbst als sie ihre wahre Bestimmung als Magierin gefunden hatte, verzweigten sich ihre Wege wieder und wieder. Selbst aus ihrem eigenen Geschäft, mit dem sie sich einen grossen Traum erfüllte, wurde sie schliesslich durch die Kirin Tor herausgerissen, nachdem sie für Kundenaufträge nach Nordend hatte reisen müssen.
Rhea dagegen half schon früh und gerne ihrem Vater bei der Weidenpflege mit, half, die Weiden zu schneiden, zu schälen, zu sieden, sie zu splitten, das Mark heraus zu schälen, sie zum Trocknen zusammen zu binden und die für die Arbeit eingelegten Weidenruten immer mit genügend Wasser bedeckt zu halten. Die Arbeit machte ihr Spass, sie war abwechslungsreich, und – sie fand draussen statt.
Die Briefe ihrer Schwester, in denen sie sich nicht selten über das Herumgezerre durch andere beklagte, liessen in Rhea den starken Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit erstarken.
Sie war sowieso das lebhaftere, unternehmungslustigere Kind, neugierig und an allem interessiert. Am liebsten tobte sie draussen herum, kletterte auf Bäume, um Vogelnester zu plündern, suchte in den Felsen der Küste nach Höhlen und Verstecken. Keine Herausforderung war ihr zu gross, und so kam es auch, dass sie sich schon mit 11 der Mutprobe der Bande unterzog…
Ihr Vater, Joran, war ein alteingesessener Bauer, dessen Land nahe des Flusses lag. Das kleine Stück Land, das seit Generationen von ihrer Familie gepachtet und bewirtschaftet wurde, war viel zu lehmig, um den sonst weit verbreiteten Apfelbäumen Nahrung bieten zu können, und so hatte ihr Ur-Grossvater aus der Not eine Tugend gemacht. Er hatte Weiden angepflanzt – und begonnen, Körbe für die Apfelernte zu flechten.
Sprach man von der Familie einst als "Korbflechter", wurden sie bald als "Weidflecht" bekannt, da ihr Grossvater neben Körben auch Wiegen, Stühle und andere Möbel zu flechten begann, aber auch Reusen für den Fischfang, Vogelkäfige, Puppen und anderes Spielzeug. Joran führte Hof und Handwerk seines Vaters weiter und Rheas Mutter, Dana, eine Weberin in den Diensten der Schneider des Hügellandes, setzte ihre Fähigkeiten im Umgang mit Stoffen so kreativ in die Flechtarbeiten ihres Mannes um, dass die beiden sich letztlich einen eigenen, kleinen Erwerbszweig aufbauen konnten, mit dem Ziel, den "Weidflecht-Hof" und das Land irgendwann von Bauer Getz abkaufen zu können. Ihr Leben war einfach und sie waren zufrieden, doch da ihnen kein Sohn als Erbe geschenkt wurde, wollten sie ihren beiden Töchtern ein "besseres" Leben ermöglichen. Für eine angemessene Schulbildung reichte es zumindest bisher.
Für Kalinora, Rheas ältere Schwester, hatten die Eltern grosse Hoffnungen, als eine durchreisende Priesterin ihr Potential entdeckte und sie aus der Web-Stube ihrer Mutter hinaus mit sich nach Sturmwind nahm, wo ihr der Orden auch eine Ausbildung als Schneiderin anerbot. Wie wenig glücklich Kalinora als Novizin war, vertraute sie nur ihrer Schwester und ihrem Tagebuch an, und selbst als sie ihre wahre Bestimmung als Magierin gefunden hatte, verzweigten sich ihre Wege wieder und wieder. Selbst aus ihrem eigenen Geschäft, mit dem sie sich einen grossen Traum erfüllte, wurde sie schliesslich durch die Kirin Tor herausgerissen, nachdem sie für Kundenaufträge nach Nordend hatte reisen müssen.
Rhea dagegen half schon früh und gerne ihrem Vater bei der Weidenpflege mit, half, die Weiden zu schneiden, zu schälen, zu sieden, sie zu splitten, das Mark heraus zu schälen, sie zum Trocknen zusammen zu binden und die für die Arbeit eingelegten Weidenruten immer mit genügend Wasser bedeckt zu halten. Die Arbeit machte ihr Spass, sie war abwechslungsreich, und – sie fand draussen statt.
Die Briefe ihrer Schwester, in denen sie sich nicht selten über das Herumgezerre durch andere beklagte, liessen in Rhea den starken Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit erstarken.
Sie war sowieso das lebhaftere, unternehmungslustigere Kind, neugierig und an allem interessiert. Am liebsten tobte sie draussen herum, kletterte auf Bäume, um Vogelnester zu plündern, suchte in den Felsen der Küste nach Höhlen und Verstecken. Keine Herausforderung war ihr zu gross, und so kam es auch, dass sie sich schon mit 11 der Mutprobe der Bande unterzog…
Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei. (Nikos Kazantzakis)
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